Chaos in Kampala

Kampala war unser erster Stop in Uganda und liegt natürlich auch schon  dementsprechend lang zurück. Dennoch möchte ich gern ein paar Worte über diesen Ort verlieren, denn ich glaube tatsächlich, dass mich noch niemals irgendeine Stadt so sehr überfordert hat 😀 Als wir in Kampala ankamen, standen wir mit großen Augen da und wussten nicht, wo wir zuerst hingucken sollten. Dachten wir doch zuerst, dass der Verkehr in Mombasa und Nairobi ein Alptraum sei, haben wir uns nach Ankunft in Kampala gewundert, wieso wie wir den Verkehr beider kenianischer Städte als so extrem empfunden haben. Denn in Ugandas Hauptstadt kam das Verkehrschaos auf ein ganz neues Level. Man muss es sich in etwa so vorstellen: alles, was fahren, laufen oder rollen kann, nimmt gleichzeitig am Straßenverkehr teil. So teilen sich Autos, Busse, Matatus, Fahrräder, Motorräder, Fußgänger, Esel, die Karren ziehen, Menschen, die Karren ziehen und zwischendrin ein paar Straßenhunde die Fahrbahn, die ursprünglich einspurig in jede Richtung ausgelegt ist. Das interessiert aber niemanden weiter, denn wenn nötig wird die Fahrbahn auch auf drei oder vier Spuren genutzt und wo kein Platz ist, wird eben Platz gemacht. So schlängeln sich vor allem die Motorradfahrer durch jede noch so kleine Lücke der anderen Verkehrsteilnehmer. Besonders interessant wurde es dann, als wir vor unserer Weiterfahrt nach Tansania noch einmal nach Kampala kamen und mit unseren – mittlerweile prall gefüllten – Backpacks auf den Boda Bodas durch die halbe Stadt fahren mussten. Das ein oder andere Mal hatte ich vor allem ziemliche Angst um meine Knie, so dicht, wie wir überall vorbeiheizten.

Kampalas Innenstadt ist also tatsächlich ein ziemliches Erlebnis. Verkehrsregeln scheinen non-existent und falls es sie doch gibt, interessieren sie zumindest niemanden, ebenso wie die Tatsache, ob ein Gefährt verkehrstüchtig ist oder nicht, solange die Hupe funktioniert, ist alles da, was man braucht. Demnach heizen die Fahrer einfach durch die Stadt und dabei wird man umhüllt von einem einzigartigen Klangkonzert, denn jeder versucht sich durch sein Gehupe Platz und Gehör zu verschaffen. Dort standen wir nun also, mitten im Chaos, zwischen all diesen Autos, Bussen, Matatus, Fahrrädern, Motorrädern, Fußgängern, Eseln, die Karren ziehen, Menschen, die Karren ziehen und zwischendrin ein paar Straßenhunden. Alles war unglaublich hektisch und schnelllebig, so war alleine das Straße überqueren ein ziemliches Erlebnis. Die ersten Male hat es demnach auch eine ganze Weile gedauert, bis wir uns getraut haben, uns irgendwo zwischen all den Gefährten hindurchzuschlängeln. Nachdem wir aber einige Zeit in der Stadt verbracht und uns ein wenig an den Wahnsinn gewöhnt hatten, wurde auch das einfacher und – ohne Rücksicht auf Verluste – haben wir die Straßen so überqueren können, wie es uns passte.

Neben all dem Verkehr werden die Straßen gesäumt von fliegenden Händlern, die alle Waren feilbieten, die man sich nur vorstellen kann – Obst und Gemüse, Simkarten, Schmuck, Gebäck, Toilettenpapier, Accessoires und Second-hand Kleidung. Und für uns war es nahezu unmöglich, an auch nur einem der Stände vorbeizugehen, ohne uns die Auslage dessen anzusehen. „Mzungu, Mzungu, look here!“ Denn auch in Kampala, bzw in Uganda generell sind wir als Weiße erheblich aufgefallen. Zwischen all dem Verkehr und den Straßenständen befinden sich eindrucksvolle Hindu-Tempel, Moscheen und Kathedralen, die die Vielfalt der Stadt und des Landes widerspiegeln. So haben wir uns sowohl einen Hindu-Tempel, als auch eine Kathedrale angeschaut (nach unserer Pleite in Nairobi haben wir die Moscheen dieses Mal ausgelassen 😀 ).

Und obwohl in Kampala sich die Welt ein wenig anders dreht und obwohl mich all das Chaos und die Hektik ganz schön überfordert haben, hat es mich auch gleichermaßen beeindruckt und ich hatte mich dann doch recht schnell daran gewöhnt. Leider hatten wir nur 2 Tage in der Stadt, bevor wir weitergezogen sind, aber auf eine bestimmte Art und Weise finde ich Kampala großartig und kann mir durchaus vorstellen, nochmal wiederzukommen.

Unser Couchsurfing-Host hat uns den größten Slum Kampalas gezeigt und uns herumgeführt. Bin ich doch aus südafrikanischen Townships einiges gewöhnt, war der Slum in jedem Fall eine andere Welt. So befindet sich die Siedlung im Grunde genommen mitten in der Stadt, und die Unterschiede zur Nachbarsiedlung könnten größer nicht sein. Und doch war ich – wie jedes Mal – schwer beeindruckt von der Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Menschen, die wir dort getroffen haben.

Zusammenfassend bleibt mir also nichts anderes zu sagen, als dass Kampala in jedem Fall eine Reise wert ist und ich denke, beim nächsten Mal würde ich mit Sicherheit längerbleiben, um mich vollständig auf das „Abenteuer Kampala“ einlassen zu können. 

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Bootstour auf Bunyoni

Ach, ich wünschte, ich würde mit meinem Blog nicht so weit zurückhängen. Mittlerweile bin ich in Tansania angekommen und genieße meine Tage im Paradies. Da mir sowohl die Zeit, als auch wirklich funktionierendes Internet fehlt, gibt es jetzt also nur noch kurze Berichte über das ein oder andere Highlight meiner Reise… Auch wenn eigentlich jeder Tag ein Highlight für sich war!

In Uganda sind wir nach Kabale gefahren, um den unweit liegenden Lake Bunyoni zu sehen, weil die Bilder davon ein absoluter Traum sind. Da es ziemlich kostenintensiv gewesen wäre, sich direkt am See eine Unterkunft zu nehmen, haben wir uns für Couchsurfing in Kabale entschieden, um dann von dort zum See zu fahren. Unsere Hosts haben uns wunderbarerweise helfen können, mit einem Bekannten eine Bootstour zu unternehmen, was uns sehr gelegen kam, da es für uns wesentlich günstiger war als eine „organisierte Tour“ gewesen wäre. Die richtigen Kontakte sind also auch hier das A&O. Wir haben uns also morgens ein Boda Boda  (Motorradtaxi) geschnappt und haben die wilde (aber traumhafte Fahrt) auf uns genommen. Bergab und kurvenreich ging es zum See, wobei wir natürlich das ein oder andere Mal kurz die Luft angehalten haben, denn zu dritt Motorradfahren bleibt auch weiterhin abenteuerlich.

Unser Fahrer hat uns dann direkt bis zum Hafen gefahren, wo Herbert (ja, so hieß er wirklich – wir haben seine ID gesehen ;)) schon auf uns wartete. Wir haben dann nur schnell noch ein paar Bananen und Süßigkeiten als „Gastgeschenke“ gekauft und sind dann losgeschippert. Der Lake Bunyoni ist vor allem deshalb so eindrucksvoll, weil er ringsum von Hügeln umgeben ist, die von ca 2500 Metern ins Wasser abfallen. Außerdem beherbergt der See 29 Inseln, was aus der Vogelperspektive ein sehr eindrucksvolles Bild gibt.

Unser erster Halt war die Krankenhaus Insel (zu der wir den behandelnden Arzt sogar noch mit unserem Boot mitgenommen haben), wo wir uns das Krankenhaus anschauen durften, mit besonderem Fokus auf die Geburtsstation, wo die Krankenschwester uns mit den Worten begrüßte, gerade 10 Minuten zu spät zu sein, um eine Geburt miterleben zu können. (Ob ich das gewollt hätte, bleibt aber eh mal dahin gestellt…) Mama und Kind waren aber wohlauf und wir konnten  sie dann zumindest noch kurz sehen und ihnen gute Wünsche mit auf den Weg geben. Das Krankenhaus ist das einzige, das für die gesamten Inseln (die jedoch eh nicht allzu dicht besiedelt sind) zuständig ist, und auch Bewohner des Festlandes kommen hier hin, statt beispielsweise nach Kabale zu fahren. Im Krankenhaus wird ein besonderer Fokus auf HIV-Prävention und Aufklärung gelegt, was hier sehr wichtig zu sein scheint, denn laut der Daten der Krankenschwester ist die HIV-Rate hier leider sehr hoch, was vor allem daran liegt, dass positive Mütter ihrer Kinder mit Muttermilch stillen, trotz eingehender Warnungen der Mediziner. Aber nun gut, da die Gegenden um den Lake recht ärmlich sind, ist es wahrscheinlich häufig eine finanzielle Entscheidung

Nachdem wir die Krankenhausinsel verlassen haben, hat Herbert uns Akampene gezeigt – die Insel der Bestrafung. Dort wurden bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts Frauen hingebracht, die unverheiratet schwanger wurden. Da nahezu niemand schwimmen konnte, um so die Insel zu verlassen, starben die Frauen auf der Insel einen Hungertod, was als Warnung und Abschreckung für andere Frauen dienen sollte. Nicht sehr nett, also…

Als nächstes stand ein Besuch auf der nächsten Insel an, die wir aber erst einmal erklimmen , was sich als ganz schön schwierig erwies. Aber wir wurden mit traumhaften Ausblicken über den See mit seinen 29 Inseln besucht, sowie einem Besuch an einer Schule. Die Schule wird im Grunde genommen ausschließlich durch Spenden finanziert und dort lernen die Kinder, deren Eltern sich nicht leisten können, ihre Kinder auf eine öffentliche Schule zu schicken, und dort die Schulgebühren zu zahlen. Dafür kommen die Kinder aus verschiedenen Dörfern und Inseln dorthin und man erkennt bei vielen die Dankbarkeit, zur Schule gehen zu können. Schön war vor allem, dass es ein wirklich untouristischer Ort war, was für mich natürlich ganz besonders schön war. Unabhängig davon, wurden wir singend und tanzend begrüßt, wir durften uns den Unterricht der einzelnen Klassen anschauen, wo selbst die Kleinsten schonen wenig Englisch lernen. Bevor wir dann weiterziehen wollten, haben die einzelnen Klassenstufen für uns traditionelle Tänze aufgeführt und Lieder gesungen, wobei mir natürlich absolut das Herz aufging. Wir haben den anschließend Süßigkeiten verteilt, wobei hingegen den Kindern das Herz aufging. Der Versuch, von dem Gelände und der Umgebung Bilder zu machen, artete darin aus, dass wir in erster Linie mit den Kids Bilder machen mussten, da die total darauf abgefahren sind, was total niedlich war. Einen Jungen, der etwas zurückgeblieben und deshalb trotz seines vorangeschrittenen Alters noch in der „Baby Class“ war, habe ich besonders ins Herz geschlossen.

Nachunserem Schulbesuch folgte der beschwerliche Abstieg die Insel hinunter zurück zum Boot. Die steilen Abhänge ließen sich mal wieder nicht allzu leicht meistern, aber irgendwie und ganz langsam haben wir es dann doch zurück zum Boot geschafft, wo unser Kapitän bereits auf uns wartete, um zur nächsten Insel zu fahren, wo wir ein Pygmies-Dorf besuchen wollten, wo die Batwa leben, die zu den ärmsten Völkern der Erde gehören. Der Besuch dort war beeindruckend, aber mindestens genauso bedrückend, weshalb ich gar nicht allzu viele Worte darüber verlieren möchte. Dachte ich, ich hätte vorher schon viel Armut gesehen, war es hier noch ein ganz anderes Level. Die Kinder hatten richtige Hungerbäuche und haben sich um die mitgebrachten Bananen und Süßigkeiten nahezu geprügelt. Und nichtsdestotrotz war auch hier eine Energie und Lebensfreude zu spüren, die ich in Europa häufig vermisse.

Generell war der Ausflug auf dem Lake Bunyoni wirklich traumhaft, mit traumhaften Begegnungen in einer atemberaubenden Landschaft. Ich fand es natürlich besonders schön, Einblicke in die Kultur zu bekommen, und das auf sehr untouristische Art und Weise. Die Heimfahrt mit dem Boda Boda war dann allerdings sehr spektakulär, da es plötzlich wie aus Kübeln anfing zu regnen, sodass wir zum einen pitschnass wurden und zum anderen unser Fahrer quasi nichts mehr gesehen hat. Mit einem kurzen Zwischenstand haben wir es aber glücklicherweise heil nach Haus geschafft. Uns hat es am See sogar so gut gefallen, dass wir uns dazu entschieden hatten, uns nach der Gorilla-Wanderung noch einmal hierher zurückzukommen, um die eindrucksvolle Natur zu genießen und auch baden zu gehen. Allerdings hat uns an dem Tag das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht, sodass es recht kühl und bedeckt war. Wir saßen deshalb den Großteil des Tages auf einem Steg und hingen unseren Gedanken nach, haben uns dann aber schnell dazu entschieden, uns bei einem warmen Getränk im Coffee House mit Blick über den See aufzuwärmen.

Nach Kabale ging es für uns noch weiter nach Fort Portal, wo die Gegend bekannt ist für die unzähligen Kraterseen drumherum. So sind wir beispielsweise an einem Abend zu einem der Seen gefahren und auf einen der Hügel gewandert, von wo wir einen wirklich schönen Blick auf einige der Seen hatten. Leider war auch hier das Wetter nicht allzu sehr auf unserer Seite, sodass wir einen Nachmittag auf einer Lodge gefangen waren, aber bei dem Ausblick, der uns hier geboten wurde, war das dann alles halb so wild 🙂

Es ist also zurückblickend definitiv festzuhalten, dass Uganda nicht nur als „Pearl of Africa“ einen Besuch wert ist, sondern definitiv auch für die traumhafte Landschaft rund um etliche Seen.

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Gorillas im Nebel

Mit meiner Afrika-Reise erfülle ich mir nicht nur einen großen Traum, sondern viele kleine Träume, die ich lang wohl nicht zu träumen gewagt hätte. So war für mich klar, sollte ich jemals ostafrikanischen Boden betreten, würde ich mir einen langgehegten Wunsch auf jeden Fall erfüllen: Berggorillas in freier Wildbahn sehen. Dass dies keine günstige Angelegenheit werden würde, war mir von vornherein klar, aber da die Regenzeit vor der Tür stand, hatte ich das große Glück, eine Gorilla Permit für Anfang November zu bekommen, denn zu der Zeit ist das Gorilla-Trekking günstiger. Mit „günstig“ hat dieser Ausflug zwar prinzipiell eher wenig zu tun, aber das finanzielle Opfer war ich bereit zu bringen.

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Gorilla-Aufregung 😀

Nach zwei wundervollen Wochen in Rwanda traten wir also die Rückreise nach Uganda an, wo uns am 5. November das große Ereignis erwartete. Am Nachmittag zuvor reisten wir in der Bwindi Lodge an, von wo unser Trekking losgehen sollte und wo wir uns erhofften, noch einen ruhigen, entspannten Abend zu verbringen. Allerdings machte uns das Wetter diesbezüglich einen Strich durch die Rechnung und der Himmel öffnete sich tosend. Zwar bekamen wir ein unheimliches Naturspektakel geboten, als sich die Blitze über dem Regenwald entluden, aber der Gedanke, bei dem Wetter in ein Zelt zu kriechen, erschien mir wenig einladend. Glücklicherweise hatte der Lodge-Betreiber Mitleid mit uns (und vor allem bei dem Wetter auch keine Lust, unser Zeltchen aufzubauen), sodass er uns für das gleiche Geld in einem gemütlichen Zweier-Zimmer schlafen ließ. Nach der ersten heißen Dusche seit langem (und sie war wirklich, wirklich heiß!) und einer recht kurzen Nacht, klingelte um halb 6 der Wecker, denn um 7 war die vereinbarte Abfahrtszeit zum Bwindi Nationalpark. Nach einem ausgiebigen Frühstück, um gestärkt für das stundenlange Wandern zu sein, und ein paar organisatorischen Hürden, die es zu meistern galt, ging es dann um kurz nach sieben auch endlich los und unsere Nervosität stieg stetig. Unser Fahrer Friday (den wir natürlich nur liebevoll „Freitag“ nannten) versuchte uns, einzureden, die Wanderung sei gar nicht schlimm und wir würden sie auf jeden Fall problemlos schaffen und wie toll dann am Ende die Begegnung mit den Tieren sei. Doch bevor es überhaupt dazu kam, erwartete uns ein weiteres einmaliges, traumhaftes Naturspektakel: wir fuhren geradewegs hinein in den dichten Nebel, der wie ein Schleier über dem Nationalpark hing. Sabrina und ich kamen aus dem Staunen nicht heraus, denn so etwas hatten wir beide vorher noch nie gesehen. Da Freitag der Meinung war, wir seien noch nicht unter Zeitdruck, hat er, wann immer uns danach war, für uns angehalten, sodass wir dieses einmalige Bild bestaunen (und fotografieren!) konnten. Nachdem wir kurz vorher den Film „Gorillas im Nebel“ geguckt hatten, haben wir in diesem Moment die Bedeutung des Filmtitels verstanden.

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Danach ging es in rasanter Fahrt weiter, immer am steilen Abhang entlang, aber durch atemberaubende Natur, bis wir uns letztlich in eine lange Reihe von Autos am Gate des Nationalparks einreihten. Wie Freitag uns vorher schon versprochen hatte, kannte ihn tatsächlich jeder, er wurde mit Handschlag begrüßt und ohne unsere Ausweise vorzuzeigen (was alle anderen tun mussten), durften wir weiter. Vom Parkplatz aus zum Gruppentreffpunkt wartete bereits die erste Hürde auf uns und wir mussten eine gefühlte Ewigkeit (was vermutlich so 10 Minuten waren..) bergauf laufen. Ich war danach schon völlig außer Atem und kurzzeitig rutschte mir das Herz in die Hose, wie ich den Rest des Tages schaffen sollte. Aber als ich dann einige der anderen Teilnehmer gesehen habe, fasste ich wieder etwas Mut, denn von 16 bis 75 und von Profi-Wanderern bis absoluten Anfängern war alles dabei und ich habe mic spontan irgendwo dazwischen eingeordnet. Nach einer 15-minütigen Einweisung , bei der wir vor allem die goldene Regel gelernt haben „NEVER run from a gorilla“, wurden wir dann in Gruppen von jeweils 8 Leuten aufgeteilt, die zu den jeweils verschiedenen Gorilla-Familien wandern sollten. Freitag brachte uns zu unserem Guide Sarah und wir erfuhren, dass wir zur Familie „Mishaya“ wandern würden. Laut Sarah „the best group“ – 15 Gorillas mit einem Silberrücken und drei Kleinen. Sarah machte uns noch einmal bewusst, dass wir noch nicht wüssten, wo die Tiere sind, und dass demnach noch nicht abzuschätzen ist, ob es ein langer und schwieriger Hike werden würde, oder ob wir lang unterwegs sein würden.
Nachdem wir in Rwanda aber einen Iren getroffen hatten, der bereits mittags um 12 von seiner Tour zurück war, waren wir guter Dinge, dass die Wanderung schon nicht so schlimm werden würde. Ach, wie falsch wir doch lagen…

Gut gelaunt ging es also endlich los, zunächst noch einmal für 20 Minuten ins Auto, damit wir zum endgültigen Starting Point unserer Tour kommen. Dort wurden uns zunächst unsere Wanderstöcke ausgehändigt und von dort ging es dann endlich los. Und dieses Mal mussten wir wirklich eine Ewigkeit (okay, so 35 Minuten) steil bergauf marschieren. An diesem Punkt rutschte mir natürlich wieder das Herz in die Hose – was ist, wenn es ewig so weitergeht? Recht schnell wurde aber klar, dass Sabrina und ich weit im vorderen Welt mit wanderten, während der Rest der Gruppe ziemlich weit zurückfiel. Nach dem ersten Stück des Weges trafen wir dann Sarah wieder, die geschummelt hat und das erste Stück gefahren ist, in erster Linie aber nur, um einen älteren Herren zu begleiten, der die Wanderung nicht ganz unten anfangen sollte. (Wie der den Rest der Wanderung geschafft hat, ist mir im Übrigen immer noch nicht ganz klar!) Sarah nahm uns mit den Worten „You made it!“ freudig in Empfang und erklärte uns, dass es erstmal eine ganze Weile weiter bergauf gehen würde und wo unsere Gruppe sitzt, würde sie uns auch erst später verraten – nicht gerade ermutigend! Das nächste Stück wurde dann aber bedeutend leichter, da ich mit einer Australierin aus unserer Gruppe (wir waren zu acht, plus zwei Ranger) ins Gespräch kam, wodurch die Zeit verflog. Außerdem mussten wir die Zeit natürlich auch nutzen, um uns auf die beeindruckende Natur zu konzentrieren.

Ich würde gern schreiben, dass wir un erst einmal eine ganze Weile vor uns hinwanderten, denn im Nachhinein kommt es mir irgendwie fast so vor, aber es war eine wirklich schweißtreibende Angelegenheit, es ging auf unebensten Strecken nahezu immer nur bergauf, es wurde gefühlt steiler und steiler und doch kam ich relativ gut mit. Ich miss auch zugeben, dass ich froh war, nicht diejenige zu sein, die die Gruppe zurückhielt – dafür sorgte eine Britin, die stark mit der Höhe zu kämpfen hatte. Dennoch trieb Sarah uns dazu an, uns ein wenig zu beeilen, da wir nicht wussten, ob sich das Wetter halten würde. Da es die gesamte letzte Woche jeden Nachmittag angefangen hatte, zu regnen – nein, zu gießen! – bereitete mir das ganz schöne Sorgen, denn wenn ich diese Strecke im strömenden Regen hätte wandern müssen, hätte ich mich vermutlich irgendwann heulend auf den Boden gelegt und hätte aufgegeben. Das Schlimmste ist allerdings, dass ich das relativ zum Anfang der Wanderung dachte, als ich dachte, der Teil sei schon hart… Ich sollte aber schnell eines Besseren belehrt werden!

Nach etwa eineinhalb Stunden wurde es interessant, da wir auf komplett frische Elefantenspuren im Matsch stießen, laut unserer Guides kann es noch keine halbe Stunde her gewesen sein, dass das Tier dort durchmarschiert ist – super, und da sollten wir jetzt weiter laufen? Nach einer letzten Trinkpause wurde uns dann zugerufen, jetzt unbedingt unsere Wanderhandschuhe  und langärmligen Klamotten anzuziehen, da wir nun in den dichteren Teil des Regenwaldes kommen sollten. Voller Vorfreude zogen wir uns also an, weil wir dachten, ab jetzt kann es ja nicht mehr allzu lang dauern, bis wir auf unsere Gruppe stoßen würden – wie falsch wir doch liegen sollten… Aber ab jetzt wurde es wirklich erst so richtig spannend: vorweg lief ein Guide, um uns mit seiner Machete überhaupt erst einen Weg freizuschlagen, da wir ansonsten nicht durch den Regenwald gekommen wären. Eine gute weitere Stunde ging es also durch dichtestes Geäst über Stock und Stein durch knietiefen Matsch, unter Ästen hindurch, über Steine hinweg und um Bäume herum, immer mit genauer Vorsicht, um nirgends hängenzubleiben, auszurutschen oder uns an Dornen zu verletzten. So langsam merkte ich auch, dass wir schon einen ganz schönen Gewaltmarsch hinter uns hatten, und auch meine Beine meldeten sich langsam ein wenig zu Wort. Aber tapfer ging es weiter, und nach wie vor war glücklicherweise nicht ich diejenige, die das Schlusslicht bildete.
Plötzlich stoppten wir, alle wurden leise und Sarah machte langsam Anstalten, uns zu erklären, wo unsere Gruppe sich befindet. Von hier sollten es nämlich nur noch zehn Minuten sein, bis wir auf unsere Gorillas stoßen würden. Wir hatten nämlich die Trekker gefunden, die Tag und Nacht die Tiere vor Wilderern bewachen und sie tagtäglich suchen. Dass die nächsten zehn Minuten allerdings die längsten zehn Minuten meines Lebens werden würden, war mir zu diesem Zeitpunkt leider auch noch nicht bewusst. Wir waren den Tieren zwar auf den Fersen, aber das sollte noch nichts heißen. Nachdem wir nun lange Zeit bergauf gewandert waren, mussten wir zunächst in ein Tal runter – nur wie, blieb irgendwie die Frage. Im steilen Winkel ging es jetzt ähnliche Matschabhänge wieder runter und ich war in diesem Momet unendlich dankbar für meinen Wanderstock, mit dem ich mir immer einen Weg ertasten konnte – was mich allerdings nicht davor bewahrt hat, zwei Mal einen Abhang auf dem Hintern herunterzurutschen. Richtig schön klischeehaft landedte ich das eine Mal auch direkt mit dem Hosenboden in Gorilla-Kacke (die ich leider auch immer noch nicht aus meiner Hose gewaschen bekommen habe!)… aber Moment mal… Gorilla-Kacke!? Jetzt konnte es also wirklich nicht mehr weit sein… dachten wir! Denn während wir lange bergab geklettert sind, hat sich unsere Gorilla-Familie dazu entschieden, wieder bergauf zu klettern, was bedeutete, dass wir ihnen hinterher mussten. An diesem Punkt war ich dann tatsächlich kurz davor, aufzugeben, oder zumindest anzufangen zu weinen – meine Beine zitterten ohne Ende und meine Kraft war auch langsam am Ende (aber trotzdem gehörte ich noch zum Kopf der Gruppe!). Jetzt stand mir aber tatsächlich der schlimmste Teil bevor, denn ähnliche Abhänge, die ich eben runter musste, musste ich jetzt wieder rauf. Nahezu im 90 Grad-Winkel versuchten wir also, „Wege“ zu erklimmern, die nur noch aus Matsch bestanden, sodass kein bisschen Halt vorhanden war, außer hin und wieder auf einer morschen Baumwurzel. Ohne Rücksicht auf Verluste oder auf die Sauberkeit meiner Kleidung, bin ich die Abhänge auf allen Vieren hochgekrochen, dabei immer das Ziel vor Augen: Gleich siehst du Gorillas! Nachdem wir alle wieder oben angekommen waren, stoppte die gesamte Gruppe, eigentlich nur, um nach Luft zu Schnappen. Als wir dann aber ein Knacken über uns vernahmen, blickte ich hoch und erhaschte den ersten Blick auf ein Gorilla-Weibchen. Die Gruppe befand sich DIREKT über uns auf den Bäumen, zog aber immer noch weiter bergauf. Wir also (und ich auch weiterhin auf allen Vieren!) hinterher, wobei wir immer wieder Blicke auf sie erhaschten, was ich schon unglaublich aufregend fand. Vor allem, weil ein Weibchen direkt 1,5 Meter auf einem Ast neben mir lang hüpfte und ein weiteres Weibchen offenbar nicht allzu begeistert von unserer Anwesenheit war,die Zähne fletschte und uns anschrie.

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Glücklicherweise war unser Guide der Gorilla-Sprache mächtig und beruhigte das Weibchen, sodass sie kehrtmachte und wieder zu ihrer Gruppe ging. Nach weiteren 10 Minuten gelangen wir – nur wenige Meter hinter den Tieren – auf eine Lichtung, wo sie sich  (und wir deshalb auch) niederließen. Zum einen tat uns die Pause ganz gut und zum anderen war es jetzt wirklich so weit, wir konnten Gorillas aus nächster Nähe beobachten: die Kleinen tummelten sich auf dem Boden, eines der Weibchen knabberte an einem Baum und der Silberrücken beobachtete das geschäftige Treiben. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, und alle Anstrengungen waren vergessen.

Nach einer Weile auf der Lichtung zog es den Silberrücken – und damit den Rest der Gruppe – und natürlich auch uns weiter. Auf diesem letzten Stück blieb uns aber immerhin ein weiterer Aufstieg erspart und wir konnten den Gorillas gemächlich in einigem Abstand folgen, bis unser Silberrücken sich gemütlich auf die Erde plumpsen ließ, um eine Essenspause einzulegen und ich hatte das große Glück, nur wenige Meter neben ihm zu stehen und ihn dabei zu beobachten. Allerdings wusste ich gar nicht so recht, wo genau ich zuerst hinschauen sollte, da auf einen Baum zu meiner rechten gerade ein paar Weibchen und die Jungen herumkletterten, das kleinste Baby ganz eng an seine Mami gedrückt und die etwas Älteren turnen schon ganz allein von Ast zu Ast – und unserer gesamten Wandergruppe stand das Staunen und das Lachen ins Gesicht geschrieben.

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Bei einem Versuch, noch einmal ein kleines Stück dichter zu kommen, hat es mich ein weiteres Mal auf den Boden geworfen und ich war mittlerweile so fertig, dass ich kurz in Erwägung gezogen habe, einfach dort liegen zu bleiben, denn der Gedanke an den Rückweg war mittlerweile alles andere als verlockend.

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Nach ungefähr 1,5 Stunden mit unseren neuen Freunden war es dann aber leider doch schon wieder so weit… (Man muss dazu sagen, dass das Gorilla-Trekking ganz streng von der Ugandan Wildlife Foundation kontrolliert wird und man deshalb nur sehr kurze Zeit bei den Tieren verbringen darf, um sie nicht zu stören.) Langsam aber sicher ging es einen ersten Teil des Weges zurück, wo sich alle vollkommen fertig,  aber rundum zufrieden, auf den Boden setzte, um Mittagspause zu machen und um unsere Zertifikate in Empfang zu nehmen. Dabei gratulierte Sarah uns zu unserer Leistung und betonte einige male, dass die Gruppe in den letzten Tagen nicht so weit weg war wie heute und dass sie selbst nicht damit gerechnet hätte, dass unsere Wanderung so lang und beschwerlich werden würde und wir insgesamt 6-7 Kilometer mehr laufen mussten, als ursprünglich gedacht. Nach der kurzen Mittagspause und dem Gedankenaustausch in unserer Gruppe trieb Sarah uns dann aber auch zum Aufbruch an, da wir noch ca. 9 Kilometer zurückwandern mussten, was vor dem erwarteten Regen passieren sollte. So schnell, wie Sarah den Rückweg bestreiten wollte, war es aber bei niemandem mehr möglich und langsam, aber sicher ging es den ganzen Weg zurück, wobei wir alle merkten, dass wir unsere Grenzen fast erreicht hatten. Meine Beine zitterten bei jedem Schritt, aber der Gedanke an das gerade Erlebte und der Gedanke an ein kühles Bier trieb uns weiter voran und ich wäre Freitag am liebsten um den Hals gefallen, als er uns am Auto erwartete. Wir waren verdreckt (nicht zu vergessen, ich hatte immer noch Gorilla-Kacke an der Hose :D), verschwitzt, fix und fertig, konnten keinen Schritt mehr gehen, aber rundum zufrieden und glücklich. Und auch jetzt, drei Wochen später, schaue ich mir liebend gern die Bilder an und kann immer noch nicht glauben, was für ein aufregender und eindrucksvoller Tag hinter mir liegt.

 

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Rwanda – Das Land der 1000 Hügel 

Die letzten zwei Wochen war ich in Rwanda unterwegs und bin hellauf begeistert von diesem kleinen Fleckchen Erde.

Was ich vor meiner Afrikareise über Rwanda wusste:

  1. In Rwanda gibt es keine Plastiktüten, wodurch das gesamte Land sehr sauber ist
  2. Rwanda ist bekannt als „Das Land der 1.000 Hügel
  3. Das Land wurde 1994 vom Genozid schwer getroffen, bei dem ein großer Teil der Bevölkerung abgeschlachtet wurde
  4. Französisch war sehr lange Zeit Amtssprache, weshalb ich mich schon ein wenig vor der Kommunikation gefürchtet habe.

Was ich mittlerweile über Rwanda weiß und was man wissen sollte:

  1. Plastiktüten sind in jedem Fall ein Thema für sich und offiziell sind sie tatsächlich verboten. Das führte dazu, dass wir am Grenzübergang in Gatuna tatsächlich von der Polizei aufgefordert sind, unsere Rucksäcke zu öffnen, sodass die Polizistin durch unser gesamtes Gepäck wühlen konnte und jede einzelne Plastiktüte konfiszieren konnte. Das war besonders schön hinsichtlich unserer Dreckwäsche und Schuhe, die nicht sonderlich förderlich waren zur Gesamtsauberkeit der Rucksäcke. Unabhängig davon habe ich mittlerweile ein sehr gutes System entwickelt, meinen Rucksack so zu packen, dass ich alles verstauen kann, die Tasche aber trotzdem nicht allzu voll wirkt. Nachdem die nette Dame aber meine gesamte Unterwäsche rausgerupft hatte und diese vor den Augen der halben Bevölkerung Rwandas auf dem Tisch ausgebreitet hatte, um nach weiteren Plastiktüten zu suchen, gestaltete sich das Wiedereinpacken als ganz schön schwierig. Überraschenderweise gab es im Land selbst dann doch die eine oder andere Plastiktüte. Zwar werden im Regelfall die Einkäufe, sowie Essen von Straßenständen in Papiertüten gepackt, aber das ein oder andere Mal sind wir doch auf die Benutzung von Plastiktütchen gestoßen, vor allem, wenn die Händler Essen an den Straßen verkauft haben. Wider Erwarten war dies genau in Gisakura der Fall, dem Dörfchen neben dem Nyungwe Rainforest. Direkt am Regenwald hätte ich tatsächlich als allerletzten erwartet, auf Plastik zu treffen. Generell muss man natürlich sagen, dass es unglaublich sinnvoll ist, Plastik zu verbieten, vor allem, weil sich dieses Verbot auf nahezu jedem Schritt wiederzuspiegeln scheint, denn ich habe selten so eine saubere Landschaft und vor allem so saubere Städte gesehen wie in Rwanda. Da können selbst wir als Europäer eine Scheibe abschneiden. Außerdem wird darüber hinaus sehr viel Wert auf Sauberkeit gelegt, denn es werden Unmengen an Jobs dadurch geschaffen, Leute einzustellen, um Müll von den Straßen aufzusammeln. Wenn das nicht zwei Fliegen mit einer Klappe sind, weiß ich auch nicht…
  2. Ich glaube mittlerweile, dass Rwanda eher das Land der 1001 Hügel ist, denn ja, es ist tatsächlich sehr hügelig. Das macht die Landschaft zwar zu einem absoluten Traum, die Busfahrten hingegen zu einem ziemlichen Alptraum, denn das Gekurve um die 1000 Hügel herum hat uns doch hin und wieder ganz schön auf den Magen geschlagen. Vor allem dadurch, dass es die Fahrer selten interessiert hat, wie kurvig die Straßen sind, so ging es im Zweifelsfall auch mal mit 120 km/h durch 40 er-Zonen und überholt wurde eh immer, unabhängig davon, ob man den Gegenverkehr sehen konnte oder nicht. Das ein oder andere Mal wurde uns also ganz schön mulmig zumute, z.B. in dem Moment, als wir einem Motorrad-Fahrer wirklich nicht mehr ausweichen konnten, und einen ziemlich lauten Knaller vernommen haben. Der Gute ist aber – offenbar unbeschädigt – weiter gefahren, wenn auch mit einem Spiegel weniger. Nichtsdestotrotz ist, wie gesagt, die Landschaft ein absoluter Traum, an der ich mich nur sehr schwer sattsehen konnte.
  3. Ja, der Genozid von 1994 hat das Land und seine Bevölkerung zweifelsohne sehr stark getroffen. Die „100 Tage des Grauens“ werden durch unzählige Memorials repräsentiert und in Kigali werden sie im Genozid-Museum Schritt für Schritt aufgearbeitet. So war das Museum natürlich auch für mich ein Must-See auf der Reise. Was mich aber am meisten beeindruckt hat, ist, wie stark sich das Land in den letzten 22 Jahren von diesem unvorstellbaren Rückschlag erholt hat. Heute denkt man nicht mehr in den Stämmen Hutu und Tutsi, stattdessen sieht sich das Volk als eine Nation an. „Wir sind Ruander“, hieß es immer wieder. Auch wirtschaftlich scheint sich dieses kleine Land unheimlich schnell erholt zu haben. Im Gegensatz und im Vergleich zu vielen anderen (ost)afrikanischen Ländern, wirkt das Land, sowie seine Bevölkerung, recht wohlhabend. Es gibt im Grunde genommen keine Slums und man sieht sehr wenig Armut, vor allem im direkten Vergleich zu anderen Ländern. Die meisten Häuser sind groß, einladend und stabil, Blechhütten oder ähnliches hat man tatsächlich sehr wenig gesehen. Das gilt selbst für kleine, abgelegene Dörfchen. In Kigali allerdings habe ich eine große Schar an Straßenkindern gesehen, wo natürlich mein Thakaneng-Herz direkt einen Satz gemacht hat, sodass ich sie gern alle eingesammelt hätte. Aber wie mir vor Augen geführt wurde, scheint sich die Polizei recht gut um dieses Problem zu kümmern und versucht, die Kinder von der Straße zu holen.
  4. Ja, Französisch war tatsächlich lange Zeit Amtssprache, was allerdings nicht heißt, dass tatsächlich jeder Französisch spricht. Gerade die Jugend spricht mittlerweile besser Englisch und auch die Älteren sprechen eher Kinyarwanda. Die Kommunikation war dadurch nicht immer ganz einfach. Mit Französisch kommt man prinzipiell zwar recht gut zurecht, ich mit meinem Französisch jedoch eher weniger 😉 Vor allem nicht in heiklen Momenten, wenn der Bankautomat eine Kreditkarte verschluckt und wir an einem Samstagnachmittag verzweifelt versuchen, wieder an die Karte zu kommen. Aber in der Not frisst der Zweifel halt doch Fliegen, sodass wir doch irgendwie mit den Einheimischen kommunizieren konnten. Was mich allerdings, trotz augenscheinlichem „Wohlstand“ des Landes überrascht hat, ist die Tatsache, dass – egal ob jung oder alt – vor allem ein Satz tief im Wortschatz verankert zu sein scheint: „Give me money!“ An nahezu jeder Ecke wurde uns die Aufforderung nach Geld zugerufen. Wie ein Einheimischer allerdings später erklärt hat, ist die Auffassung „Weiß = reich“ etwas, was ihnen quasi schon in der Schule beigebracht wird.
  5. Der Fortschritt, der sich vor allem in der Ordnung des Landes zeigt, fällt an jeder Ecke auf. Hier wird also Motorrad mit nur einem Passagier gefahren und es besteht tatsächlich eine Helmpflicht. Die Busse werden – im Gegensatz zu fast überall anders – nicht bis zum Anschlag vollgestopft und sobald jeder Sitz besetzt ist, ist der Bus voll und bereit zur Abfahrt. Tickets werden maschinell erstellt und sogar mit dem Namen des Reisenden versehen und in Kigali braucht man zum Bus fahren sogar eine wiederaufladbare Karte  (ähnlich wie die Oyster Card in London), die beim Einsteigen vor ein Kartenlesegerät gehalten wird. Ich muss zugeben, dass ich nichts von alledem wirklich erwartet hätte, und es gerade deshalb mir so stark bewusst geworden ist.
  6. Feiern gehen in Rwanda ist etwas, was ich in der Form auch noch nicht erlebt habe. In Kigali sind wir in einen Club gegangen, in der Hoffnung, tanzen und trinken zu können. Trinken hat geklappt, tanzen eher weniger. Das hat eine Gruppe von Möchtegern-Profis übernommen, die auf der Bühne umhergehüpft sind, allerdings sehr unsynchron. Richtig interessant wurde es dann, als sie auch noch anfingen Playback zu „singen“, und auch das eher schlecht als recht. Ich habe mich trotzdem ganz wunderbar unterhalten gefühlt und habe gut gelacht. In der Hoffnung, in Huye dann noch einmal feiern zu gehen, vor allem, da Huye eine Studentenstadt ist, trat auch hier wieder nur ein Künstler auf, um das Publikum zu entertainen. Es war halt wirklich mal was anderes, aber lustig war es allemal. Außerdem bekamen wir dann letztlich in Gisenyi  (an der Grenze zur DRC) mehrfach die Chance, noch ein paar Mal tanzen zu gehen, mit ein paar Einheimischen, die wir vor Ort kennengelernt haben.
  7. Die Gastfreundschaft der Ruander ist enorm – viele, die wir flüchtig kennengelernt haben, haben uns direkt zu sich eingeladen oder haben uns geholfen, Märkte zu finden, die wir allein sicherlich nicht gefunden hätten. So fanden wir uns an einem unserer letzten Abende in Rwanda bei einem Bekannten im Wohnzimmer wieder, haben afrikanischen Tee getrunken und „Gorillas im Nebel“ geschaut.
  8. A propos Gorillas im Nebel: auf die Gorillas im Land ist man unheimlich stolz, was in erster Linie natürlich auf Dian Fossey und ihre Forschungen an den Gorillas in den Virunga Volcanoes zurückzuführen ist. So sieht man an jeder Ecke Gorilla-Guesthouses, Gorilla-Figuren oder Gorilla-Souvenirs. Aber gut, zugegeben, es sind fantastische Tiere und wer wäre nicht stolz darauf, sie in seinem Land zu haben? 🙂
  9. Generell ist Rwanda ein wirklich schönes Land, in dem ich mich sehr wohl und sehr sicher gefühlt habe. Die Einheimischen sind herzlich, offen und hilfsbereit trotz eventueller Sprachbarriere. Wir haben viel gesehen und erlebt, trotz der Regenzeit, die uns hin- und wieder einen Strich durch die Rechnung zu machen versucht hat. Dennoch waren wir wandern, haben uns am See entspannt, waren auf einer Bootstour auf dem Lake Kivu, haben uns geschichtlich sowie kulturell belehren lassen und hatten eine tolle Zeit in einem wirklich tollen Land, dessen Besuch sich in jedem Fall lohnt.
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Couchsurfing in Afrika

Dass diese Reise eine Abenteuer werden würde, war sicherlich nicht nur mir selbst, sondern auch jedem, der mich kennt, klar. Wie abenteuerlich es aber wirklich werden würde, war wenig absehbar und viele dieser Abenteuer habe ich der Tatsache zu verdanken, auf Couchsurfing als Unterkunfsalternative zurückzugreifen.

Couchsurfing kam aus zwei Gründen in Frage: zum einen spart es tatsächlich enorm viel Geld, zum anderen (und das ist der für mich viel bedeutendere Faktor) lernt man so direkt Einheimische – und demnach Land, Leute und Gewohnheiten – kennen.

Addis Abeba:

In Addis haben wir auf Couchsurfing zurückgegriffen, um uns von einem Local ein wenig die Stadt zeigen zu lassen. Die gesamte Begegnung war allerdings etwas seltsam, da der Gute irgendwie keinerlei Ahnung von der Stadt hatte, uns auch eigentlich nichts zeigen, erzählen oder erklären konnte und uns stattdessen permanent Bilder zeigen wollte, die ihn beim Trinken oder Kiffen zeigen. Darüber hinaus hatte er offenbar erwartet, sich mit einem Mann zu treffen, statt mit zwei Mädels. Warum unsere – doch sehr weiblichen Namen – ihm da nicht Hinweis genug waren, verstehen wir bis heute nicht…

Mombasa:

In Mombasa hatten wir direkt mehrere Leute zur Auswahl, die uns hätten aufnehmen wollen. Zwei kamen und jedoch relativ suspekt vor, sodass wir uns für Variante drei entschieden haben, wobei wir tatsächlich in einer richtigen Wohnung mit einem Bad und fließend Wasser gelandet sind. Die Lage der Unterkunft war für uns auch sehr vorteilhaft, da wir innerhalb von 15 Minuten mit einem Matatu in der Old Town Mombasas waren. Nach dieser sehr positiven Erfahrung haben wir uns entschieden, auch auf unserer Weiterreise auf Couchsurfing zurückzugreifen, und vor allem in Uganda wurde es dann richtig interessant…

Kampala:

Kampala war – zurückblickend – unser größter Fehler hinsichtlich Couchsurfing. Wir sollten bei einem 22-jährigen Studenten unterkommen, der vorab sehr nett klang und uns auch direkt vom Bus abholen wollte. Dann nahm allerdings das Schicksal seinen Lauf, als er zunächst noch einen anderen Reisenden (Mr. Wong aus Malaysia) begrüßte, der eigentlich auch bei Steven, aber irgendwie auch bei seinem Onkel schlafen sollte. Interessant! Danach mussten wir unser wirklich schweres Gepäck fast eine Stunde durch die Stadt tragen, da er der Meinung war, man käme ansonsten nicht zu dem Taxi Rank, von dem wir zu ihm fahren könnten. Uns mit unseren Rucksäcken zu helfen, kam ihm jedoch auch nicht in den Sinn, stattdessen lachte er immer nur und meinte, das sei ja gar nicht schwer, wir seien einfach nur müde. Als wir dann irgendwann die Schnauze voll hatten und ihm einfach einen der Rucksäcke aufgesetzt haben und er durch das Gewicht fast hinten über gekippt wäre, hat er seine Meinung wohl geändert, aber weiterhin auf die Tatsache beharrt, unser Gepäck sei nicht schwer und dass es nur für uns Frauen zu schwer sei, für ihn als Mann natürlich nicht. (An dieser Stelle sei anzumerken, dass er fast nen Kopf kleiner war als Sabrina und ich und ein absoluter Spargeltarzan.) Man muss ihm zu Gute halten, dass er sich um unser Frühstück gekümmert hat und uns sofort an die Köstlichkeiten der ugandischen Küche herangeführt hat. Außerdem hat er uns an all die Plätze geführt und begleitet, die wir gern sehen wollten (unter anderem ein Slum in Kampala, aber dazu mehr im nächsten Beitrag!), das Problem war, dass er einer der anstrengendsten Menschen war, denen ich je begegnet bin, sich aufgeführt hat wie ein 14-jähriger Teenager und ständig mit uns einklatschen wollte aus uns völlig unerklärlichen Gründen. Von seiner furchtbaren, glucksenden Lache haben wir heute noch Alpträume.

Ganz besonders interessant wurde es dann, als wir zu Steven nach Hause kamen. Dass es Afrika ist und man deshalb keinen Luxus erwarten kann, ist mir durchaus bewusst, jedoch war ich es bisher aus den meisten afrikanischen Haushälten so gewohnt, dass die Leute sehr viel Wert auf Ordnung und Sauberkeit legen. Bei Steven war es einfach nur muffig, schimmelig und eklig und er hat uns auch nicht erlaubt, das Fenster,geschweige denn die Tür, zu öffnen. Fließend Wasser gab es nicht, was ebenfalls in Ordnung ist, aber er hat uns – im Gegensatz zu allen anderen vorher und nachher – auch keine Alternative zur Verfügung gestellt, sodass die Körperpflege halt mal ausfallen musste. Auch wenn wir eigentlich sogar gern noch etwas länger in Kampala geblieben wären, hätten wir seine Anwesenheit vermutlich nicht länger ertragen, sodass wir nach zwei Tagen die Stadt mit wehenden Fahnen verlassen haben.

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Masaka:

Auch in Masaka hatten wir uns dazu entschieden, couchzusurfen und sind bei der 40-jährigen Phiona und ihrer „Familie“ gelandet. Als es hieß, ihr Sohn würde uns vom Bus abholen, haben wir maximal einen Teenager erwartet und keinen Endzwanziger, der in den nächsten Tagen viel mit uns unternommen hat. Phiona hat sich ganz fantastisch um uns gekümmert, hat immer für uns gekocht und war nahezu beleidigt, wenn wir gesagt haben, dass wir keinen Hunger hätten. So ganz suspekt war uns unser Aufenthalt dennoch nicht. Zwar hatten wir ein eigenes großes Zimmer (sogar mit eigenem Bad UND fließend Wasser) für uns, allerdings glich dieses Zimmer mehr einer Rumpelkammer und bot ein fantastisches Zuhause für unzählige Kakerlaken, sodass wir abends vorm Schlafen – bewaffnet mit Plastikbechern – erst einmal auf Kakerlakenjagd gehen mussten, um zu vermeiden, dass unsere Mitbewohner nachts das Bett mit uns teilen würden. (Ich muss jedoch zugeben, dass ich diese Aufgabe Sabrina auferlegen musste, da ich mich vor den Viechern zu sehr ekel.) Die Kakerlaken waren jedoch nur eine Unannehmlichkeit bei Phiona, denn uns beschlich das leise Gefühl, im Hauptquartier einer Sekte gelandet zu sein. Neben Phiona und ihrem „Sohn“ Dan leben noch 18 weitere Kinder auf ihrem Gelände  (zwischen 1 und 15 Jahren) und teilweise hatten wir den Eindruck, dass sie sich von diesen Kindern bedienen und bekochen lässt. Als wir bei der Sektenanführerin im Wohnzimmer saßen, wurden einige Kinder herangerufen, um für uns zu kochen oder Besorgungen zu machen  (was uns natürlich unendlich unangenehm war!). Als die Kinder dann zu allem Überfluss auf die Knie fielen, wenn sie mit Phiona redeten oder ihr etwas geben wollten, machte den Sekteneindruck perfekt. Wir schauten uns also nur mit einem fragenden Blick an und fragten uns, wo wir gelandet sind. (Dazu muss allerdings angemerkt werden, dass wir am nächsten Tag herausgefunden haben, dass der Kniefall in Uganda zur Kultur gehört und ein Zeichen von Respekt ist und wir nach einiger Zeit herausgefunden haben, dass Phiona eine Art privates Kinderheim betreibt.)

An unserem letzten Abend im Sektenhauptquartier saßen wir gerade mit den größeren Mädels beim Kartenspielen (das ich im Übrigen wider Erwarten haushoch gewonnen habe!), herrschte draußen Aufruhr, weil Dan einen Einbrecher auf dem Gelände entdeckt hatte. Kurz ein wenig geschockt, haben wir nachgeschaut, on all unsere Wertsachen noch da waren und dachten dann, wir würden auf die Polizei warten müssen, und könnten in der Zeit in aller Ruhe unsere Runde 500 beenden können. Dass es noch fast 2 Stunden dauern würde, bis wir zu unserem Spiel zurückkehren könnten, wussten wir in diesem Augenblick noch nicht. In Uganda ist es nämlich so, dass sich die Polizei an so „Kleinigkeiten“ wie einem Einbruch nicht aufhält, vor allem dann, wenn nichts geklaut worden ist. Stattdessen erwartet die Polizei hier, dass die Hausbesitzer selbst über die Einbrecher richten, bevor sie sie an die Polizei übergeben. Und das haben Dan, sowie der gut beleibte, aggressive Nachbar, zur Genüge getan. Anfangs hat Dan „nur“ allein auf den Typen mit einem Plastikrohr eingeschlagen, der war aber nicht bereit, Reue zu zeigen oder seine Tat zuzugeben. Stattdessen versuchte er sich herauszureden, dass er lediglich jemanden auf dem Gelände besuchen wollte. Allerdings schien ausgerechnet diese Person nicht bei Phiona und ihrer Familie zu wohnen. Nach unzähligen Telefonaten und der langgehegten Hoffnung, die Polizei würde doch noch auftauchen, wurde dann besagter Nachbar zur Hilfe gerufen, der nicht lang zögerte und kurzen Prozess machte. Er band die Füße und Hände des Einbrechers zusammen und fing an, gnadenlos auf ihn einzuschlagen. Wir waren mittlerweile an dem Punkt angelangt, dass wir am liebsten fluchtartig unsere Unterkunft verlassen hätten. Der Einbrecher hat um Gnade gewinselt, aber es hat niemand Gnade walten lassen und es war auch nicht absehbar bis ein Geständnis zu hören war. Die Prügelei hielt über eine Stunde an, bis beide Peiniger so wütend wurden, dass sie den Jungen mit Benzin übergossen und ihm drohten, ihn anzuzünden, wenn er nicht langsam die Wahrheit sagen würde. In diesem Moment kam natürlich ein Geständnis (mittlerweile hätte vermutlich jeder alles gestanden) und ich war unendlich froh, am nächsten Tag weiterzuziehen, da mir alle Mitglieder der Familie/Sekte/Wohngemeinschaft nicht mehr ganz geheuer waren. Irgendwann traf der Vater des Jungen ein, mit seinem Prügelstock in der Hand, und wollte auch nochmal ausholen, er wurde aber (überraschenderweise) von dem aggressiven Nachbarn gestoppt. Letztlich wurde der Junge dann doch zur Polizei gebracht und wir wussten absolut nicht, wohin mit den Gedanken, sind aber ziemlich erleichtert am nächsten Morgen von dannen gezogen.

Kabale:

Nach diesem surrealen und sehr verstörenden Abend waren wir auf unsere nächste „Familie auf Zeit“ sehr gespannt. Wir wurden von Maureen, ihrem Ehemann und ihrer 7-jährigen Tochter auch sehr herzlich empfangen, aber im gleichen Moment wurde uns berichtet, dass zeitgleich noch ein anderer Gast dort sei, der schon in unser Zimmer gezogen sei und ob wir mit ihm ein Zimmer teilen würden oder auf den sehr unbequemen Sofas im Wohnzimmer schlafen wollen. Wir haben uns dann entschieden, das Zimmer mit Peter, einem chinesisch-amerikanischen Doktor aus Harvard zu teilen, der zwar unheimlich intelligent war, aber leider absolut keine sozialen Kompetenzen hatte. So hat er jedem, dem er begegnet ist, direkt sehr persönliche Fragen gestellt, mit der Begründung, er würde irgendwelchen Research machen. Außerdem erzählte er, dass er, um noch mehr Leute interviewen zu können, häufig einfach in die Häuser irgendwelcher Leute spaziert. Naja, so kann man es natürlich auch machen… Maureen und ihr Mann haben sich sehr gut um uns gekümmert, haben uns geholfen, eine Tour zu den Berggorillas und eine Kanutour auf dem Lake Bunyoni zu organisieren und haben auch für uns gekocht. Leider haben sie bei den Zutaten penibel drauf geachtet, dass wir für jegliche Kosten der zutaten aufkommen würden. Eine Wahl, ob wir überhaupt gemeinsam essen wollen, wurde uns dabei nicht gelassen. Als wir dann für unseren letzten Morgen die Zutaten für Omelette mitgebracht haben, wurde direkt von Sabrina erwartet, dass sie das auch zubereiten würde, auf einem „Herd“ und mit Kochutensilien, die uns völlig fremd waren. Als wir zum Dank dafür auch noch ausgelacht wurden, war für uns zum Glück wieder der Zeitpunkt gekommen, zu gehen…

In den letzten Wochen war ich für die Gastfreundschaft und Herzlichkeit vieler Menschen unglaublich dankbar und auch, wenn hier vermehrt dir abenteuerlichen Seiten unserer Couchsurfing-Abenteuer aufgelistet sind, haben wir uns dennoch bei jedem einzelnen wohlgefühlt und haben uns über die Gastfreundschaft mehr als gefreut. Außerdem hatte ich so die Möglichkeit, das „echte“ afrikanische Leben, das mich so sehr fasziniert, viel besser kennenzulernen, als es in einem Backpacker/Guesthouse jemals möglich gewesen wäre.  Genau deshalb wird Couchsurfing auch weiterhin eine häufig genutzte Alternative auf dieser Reise werden und sicherlich für das ein oder andere Abenteuer und Lacher sorgen! 🙂 

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Kenia in Kurzform

Kaum, dass wir Watamu, den LOC und die Schildkrötis verlassen hatten, warteten auch schon die nächsten Abenteuer auf uns. Aufgrund des ständig schlechten oder nicht vorhandenen Internets und der Tatsache, dass ich mich mittlerweile bereits in Uganda befinde, gibt es den Rest des Kenia-Aufenthaltes nun also als kurze Zusammenfassung:

Mombasa:

  • Hatte mich total auf die Stadt gefreut, da vorher viel gutes gehört!
  • Ein absolutes Traumstädtchen, in dem ich mich sofort wohlgefühlt habe
  • Durch die engen Gassen der Altstadt zu schlendern ist unbeschreiblich schön
  • Die Stadt hat für mich persönlich einen ganz besonderen Charme, den ich noch nie woanders zuvor erlebt habe
  • Mombasa hatte mit Abstand den besten Chai, den wir bei einem süßen Opi mit traumhaftem Blick aufs Wasser getrunken haben
  • Der Gewürzmarkt ist definitiv einen Besuch wert, auch wenn uns die Händler ihre Waren zunächst natürlich nur „Mzungu-Preise“ angeboten haben
  • In der Stadt laufen unzählige Massai-Krieger herum, was der Stadt ein ganz besonderes Bild verleiht
  • Clubs sind relativ teuer und man verlässt sie mit einem Hörsturz, aber Spaß macht es allemal, hier wegzugehen
  • Waren das erste Mal wirklich couchsurfen und haben in jedem Fall eine gute Zeit mit unserem Host gehabt
  • Das Verkehrschaos in Mombasa ist unbeschreiblich (und lustigerweise dachten wir, schlimmer kann’s gar nicht kommen…)
  • Die Welt ist ein Dorf und so trafen wir beim Feiern einen Franzosen wieder, den wir Wochen vorher in Addis kennengelernt hatten

 

Diani Beach:

  • „Welcome to Paradise“ fasst einen Besuch am Diani Beach ziemlich gut zusammen
  • Die Fahrt von Mombasa ist recht lang und benötigt verschiedene Transportmittel  (Matatu/Minitaxi, Boot, nochmal Matatu und zum krönenden Abschluss ein Tuk Tuk), aber jede Sekunde der Fahrt lohnt sich!
  • Bilder sagen bekanntlich mehr als 1000 Worte!

Nairobi:

  • Unverhofftes Wiedersehen mit der lieben Linda, die ich während meiner Zeit in Schottland kennenlernte
  • Ihre Familie lud uns wunderbarerweise ein, bei Ihnen zu wohnen – toller Eindruck in das kenianische Familienleben 🙂
  • Nairobi ist 10 Mal so hektisch und chaotisch wie Mombasa, der Verkehr ist gefühlt nicht von dieser Welt! (Aber getreu nach dem Motto „Schlimmer geht’s eben doch immer“ sehen wir Nairobi mittlerweile schon wieder mit anderen Augen 😀 )
  • Das KICC ermöglicht einem einen einmaligen Blick über die Stadt – on top of the world eben!
  • Ich wurde direkt zu einer Hochzeit im Dezember eingelade, weil Linda jedem erzählt hat, ich sei ja noch auf der Suche nach einem afrikanischen Mann 😀
  • Die Massai-Märkte in der Stadt laden zum endlosen Stöbern ein
  • Wenn man mitten an der Bus-Station/Taxi-Rank (als einzige Weiße weit und breit!) hinfällt, sind alle hilfsbereit und erkundigen sich nach dem Wohlbefinden des Unglücksraben
  • In Nairobis Moscheen ist man es nicht gewohnt, Besucher anderer Religionen zu empfangen. Aber durch den Mzungu-Bonus wurde uns natürlich doch Eintritt gewährt, wenn auch nur mit Hose auf dem Kopf, um verschleiert zu sein

Masai Mara:

  • Safari-Time und Safari geht ja bekanntlich immer!
  • Bekannt für die Wildbeest Migration, war die beinah schon zu Ende, sodass wir dieses Klischee-Bild, wo sie alle durch den Fluss galoppieren (und Mufasa töten!) leider nicht zu Gesicht bekommen haben
  • Dennoch gab es riiiiesige Gnu-Herden zu sehen!
  • Außerdem Geparden, Löwen (unter anderem beim Paarungsakt!), Hippos, Elefanten, Giraffen, Büffel, Zebras etc.
  • Nationalparks in Kenia sind unverschämt teuer, rufen aber ein „König der Löwen“-Gefühl hervor, wir es kein Park in Südafrika je geschafft hat 😉
  • Trifft man an der Küste häufig die Maasai für touristische Zwecke, ist es um die Mara herum unendlich beeindruckend zu sehen, die Krieger wirklich in ihrem natürlichen Umfeld zu sehen

 

Fazit:

Trotz etwas holprigem Start, hat Kenia letztlich mein Herz im Sturm erobern können und es war gewiss nicht der letzte Besuch in diesem schönen Land 🙂

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Rettet die Schildkröten!

In meinem Reiseführer hatte ich gelesen, dass es in Watamu, nördlich von Mombasa, die Möglichkeit gibt beim Local Ocean Trust, der seine Arbeit der Rettung der Schildkröten widmet, mitzuarbeiten. Sofort war klar: da muss ich hin! Nach ein wenig organisatorischem Hin und Her ging es dann auch direkt los, wir wurden morgens in Malindi, wo wir uns gerade befanden, abgeholt und sind nach Watamu zum Turtle Center gefahren.

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Vorweg sollte definitiv angemerkt werden, dass mir vorher garnicht wirklich bewusst war, was für tolle und beeindruckende Tierchen diese Schildkröten doch sind. Mittlerweile bin ich ein großer Fan von ihnen geworden, aber so nahe, wie ich an sie rangekommen bin, ist das wohl wenig verwunderlich.

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Als erstes erwartete uns eine Einführung, in der wir über die verschiedenen Programme der Einrichtung lernten und darüber hinaus alles über Schildkröten, was im Schnelldurchlauf möglich war. So weiß ich mittlerweile beispielsweise, welche verschiedenen Arten von Schildkröten es gibt und wie ich diese voneinander unterscheiden kann. Danach ging es dann auch die Arbeit und wir halfen nachmittags in der Turtle Clinic mit, in der sich derzeit ein Patient befindet: Big Mama ist seit Juni im „Krankenhaus“ aufgrund einer Blockade, die es verhindert, dass sie ihr Essen vernünftig verdauen kann. Diese Blockade wurde durch Plastik hervorgerufen, das sie gefressen hat. Diese Tatsache zeigt mal wieder, wie schädlich Plastik ist und wie wichtig es deshalb ist, Plastik zu vermeiden. Traurigerweise ist gerade in afrikanischen Ländern Müll ein sehr großes Problem.

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Auch in den nächsten Tagen haben wir uns mehrfach um Big Mamas schnelle Genesung gekümmert, denn vor allem morgens ist diesbezüglich einiges zu tun: Big Mamas Pool muss gereinigt und das Wasser gewechselt werden, ihre Essensreste gesammelt und gewogen (um zu wissen, wie viel sie gefressen hat) und ihr verdautes Essen gesammelt und analysiert werden. (Und glaubt mir, mir war vorher nicht bewusst, wie unschön das bei Schildkröten riecht!) Außerdem muss anschließend neues Seegras am Strand gesammelt werden, damit sie wieder neue Nahrung bekommt. Big Mama ist mir in der kurzen Zeit sehr ans Herz gewachsen und ich hoffe sehr, dass sie in naher Zukunft wieder entlassen werden kann.

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Ein weiteres Programm des LOC (und das wohl spannendste für uns Volunteers) ist das By-Catch-Release-Programm. Häufig, im Grunde genommen täglich, kommt es vor, dass die Fischer nicht nur Fische in ihren Netzen haben, sondern ganz nebenbei auch noch ein paar Schildkröten mit herausziehen. Dann rufen sie im Projekt an, melden den Fund und Fikiri fährt in die Fischerdörfer, um die Tiere abzuholen, dabei werden sie gemessen, gewogen, auf bestimmte Merkmalen untersucht und es wird geschaut, ob sie gesund sind. Diese Aufgabe war für mich nicht nur die spannendste, weil man am dichtesten mit den Tieren arbeiten konnte, sondern auch, weil wir so noch einmal Kenia fernab der touristischen Plätze zu sehen bekamen und konnten traditionelle Fischerdörfer besuchen, die Touristen sonst nicht zu sehen bekommen. Außerdem, werden sie mit einem Tag versehen und später gehen dann alle Informationen in eine Datenbank. Sind die Tiere gesund, werden sie dann am Strand wieder in die Freiheit entlassen. Bei dieser Aufgabe durften wir das Team tatkräftig unterstützen. Bei der ersten Schildkröte, bei der ich mit auf Tour war, habe ich anfangs eher die Schreibaufgaben übernommen, da mir vor allem das Taggen der Hübschen nicht so ganz geheuer war.

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Ein, zwei Schildkröten später hatten wir aber schon so viel Routine, dass wir im Grunde genommen alles allein machen durften. Richtig toll wurde es dann, als wir zum Strand gefahren sind um alle wieder freizulassen. Auf dem kurzen Stück vom Auto zum Wasser, wo wir die Hübschen tragen mussten, war ihnen anzumerken, wie aufgeregt sie wurden und sich auf ihr „Zuhause“ freuten. So wurde ich unzählige Male mit den Flossen geschlagen und gerade bei den größeren Tieren war es gar nicht mal so einfach, sie halbwegs ruhig auf dem Arm zu halten. Und dann war es auch schon Zeit für den schönsten Moment, wo wir die Schildkröten im Sand absetzen und sie sich ihren Weg zum Wasser bahnen konnten.

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An einem Abend musste allerdings eine Schildkröte mit ins Krankenhaus genommen werden, die von einem Jungen am Strand gefunden wurde. Das arme Tier war stark ausgetrocknet und sehr schwach, fing aber nach kurzer Zeit an, sich zu bewegen und aktiv zu werden, was wir alle als gutes Zeichen werteten. Leider kam am nächsten Morgen die schlechte Nachricht, dass sie die Nacht nicht überstanden hat 😦 Anhand der Obduktion konnte festgestellt werden, dass das arme Tierchen etwas gefressen haben muss, was sie entweder nicht verdauen konnte oder was giftig war. In jedem Fall war es etwas, was sie nicht hätte fressen sollen, was wohl leider auf die Überfischung der Meere zurückzuführen ist.

Außerdem war ich noch bei zwei Nest Assessments dabei, wo am Strand alle Nester aufgesucht werden, aus denen in nächster Zeit noch Nachwuchs schlüpfen wird. Das wird einmal am Tag und einmal in der Nacht genacht, um sicherzugehen, dass kein Feind die Nester geräumt hat. Die Feinde der Schildkröten sind im übrigen vor allem die Menschen, die entweder die Eier und/oder Tiere verkaufen oder selbst essen, obwohl Wasseeschildkröten in Kenia unter Artenschutz stehen und hohe Strafen auf diejenigen warten, die die Tiere dennoch töten.

Das Team vom Turtle Watch hat sich außerdem zur Aufgabe gemacht, die Menschen aus der Umgebung über Müll und den Schaden, den dieser anrichten kann, aufzuklären. Deshalb werden regelmäßig Schulbesuche veranstaltet und Beach Clean-Ups organisiert. Leider scheint noch ein langer und steiniger, bzw mülliger Weg, vor uns zu liegen, denn zwar haben viele Einheimische mittlerweile verstanden, dass sie ihren Müll nicht ins Meer schmeißen dürfen, was sie aber leider häufig nicht davon abhält, Abfälle überall anders zu hinterlassen, wo man geht und steht. Aber auch hier gilt wahrscheinlich, jeder noch so kleine Schritt ist ein wertvoller Schritt, der gegangen wurde.

Ich habe traumhafte Tage im LOC erlebt und finden für die Erlebnisse und Eindrücke sehr dankbar, denn – wie gesagt – mir war vorher nicht bewusst, was für beeindruckende Tiere Wasserschildkröten tatsächlich sind. Der Watamu Turtle Watch leistet großartige Arbeit und ich bin sehr glücklich darüber, dass es solche Projekte gibt, die sich – trotz finanzieller Schwierigkeiten und geringer finanzieller Ressourcen – der Rettung der Schildkröten voll und ganz verschrieben hat. Die letzte Schildkröte, die ich entlassen habe, hat Fikiri (der in erster Linie für das By-Catch-Release-Programm zuständig ist) mit den Worten „Gute Reise und viel Glück!“ verabschiedet, was mich sehr berührt hat, denn obwohl er an manchen Tagen über 15 Schildkröten freilässt, liegt ihm – und all den anderen – jede einzelne am Herz.

Gute Reise, kleine Schildkrötis!

(Ich hätte gern noch mehr Bilder hochgeladen, aber leider ist mal wieder meine Internetverbindung zu schwach ;))

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Kulturschock Kenia

Nach unserer Rückkehr aus dem Omo-Tal stand uns noch eine letzte Nacht in Konso bevor, wo wir uns vor allem auf unsere großen Rucksäcke  (die wir dort untergestellt hatten) und eine richtige Dusche gefreut. Unsere Rucksäcke bekamen wir, eine Dusche leider nicht. Nach einer recht kurzen Nacht ging am nächsten Morgen um 4 Uhr unser Bus in Richtung Moyale zur kenianischen Grenze. Dass mir hier die wohl schlimmste Busfahrt meines Lebens bevorstand, war mir im Vorweg nicht bewusst, aber schön geht definitiv anders. So war ich dementsprechend froh, als mich der Bus nach ca 6 Stunden Fahrt in Moyale ausspuckte und auch unsere Rucksäcke, die oben auf dem Dach festgebunden waren, in einem Stück ankamen. Ursprünglich stand der Plan, noch gemütlich Mittag zu essen, noch einen wunderbaren äthiopischen Kaffee (Buna) zu trinken und für den nächsten Tag den Grenzübergang und die Weiterfahrt zu planen. Aber – wie so häufig im Leben – kam alles ein wenig anders, sodass ich plötzlich mit einem kenianischen Visum im Pass auf der kenianischen Seite der Stadt stand und das traumhafte Äthiopien hinter mir gelassen hatte. Fast ein wenig wehmütig, da ich mich in Äthiopien wirklich sehr wohl gefühlt habe, und es mit dann doch irgendwie zu plötzlich passierte, haben wir dann einen Zimmer für die Nacht und einen Bus für den nächsten Tag organisiert und haben uns dann den Ort ein wenig angesehen, wobei mir als allererstes überraschend auffiel, dass mit einem Mal – im Gegensatz zu Äthiopien – nahezu jeder Englisch sprach, was ich zunächst aber auf die Tatsache schob, dass sich an der Grenze sicherlich viele Touristen tummeln. (Ohne allerdings weitere Touristen gesehen zu haben.) Ein weiteres Mal wurde uns unsere Dusche verwehrt und wir freuten uns darauf, am nächsten Tag Kenia erkunden zu können. Um nicht allzu weit fahren zu müssen, sind wir nur ein paar Hundert Kilometer nach Marsabit gefahren (im Übrigen eine weitere abenteuerliche Busfahrt!), wo uns erstmal 2 ruhige Tage bevorstanden, in denen Wäsche gewaschen und in der Sonne gebrutzelt wurde und Sabrina ihre Erkältung auskurieren konnte. Dafür hatten wir uns dann zur Abwechslung mal eine etwas bessere Unterkunft ausgesucht, wo uns endlich – das erste Mal nach einer gefühlten Ewigkeit – eine Dusche mit fließend Wasser erwartete, die wir nicht mit Kakerlaken oder anderem Viehzeugs teilen mussten.

Marsabit war ansonsten eher wenig spannend (dafür aber umso staubiger!) und das erste Mal, seit wir diese Reise angetreten haben, empfand ich viele der Leute auf der Straße als sehr aufdringlich und unangenehm. Zwar wurden wir auch in Äthiopien viel angesprochen, aber irgendwie auf eine andere, sympathischere Art und Weise. Bei unserer Ankunft in Kenia brüllte aber jeder Auto- und Motorradfahrer uns hinterher „Mzungu! Mzungu!“ Zwar störe ich mich an so etwas nicht, aber die Art und Weise war hier einfach sehr unangenehm. Darüber hinaus war ich wirklich überrascht, dass auch hier jeder Englisch sprach. Und obwohl Marsabit eine eher kleine – und alles andere als moderne – Stadt ist, hat mich die Hektik und „Modernität“ der Stadt kurzzeitig überfordert. Statt Eselkarren und beladenen Pferden bekamen wir plötzlich wieder jede Menge Autos und Motorroller geboten. Es fiel mir in den ersten 2 Tagen tatsächlich sehr schwer, mich auf Kenia einzulassen, was wohl in erster Linie auch daran lag, dass wir dort wenig unternommen haben. Deshalb habe ich mich dann auch sehr auf die Weiterfahrt nach Nanyuki gefreut, wo wir den Äquator überqueren wollten und auch mit dem Gedanken gespielt hatten, den Mount Kenya zu erklimmen.

In Nanyuki sah die Welt, bzw Kenia schon wieder viel freundlicher aus, die Menschen waren nicht so aufdringlich und das Städtchen hatte ein paar Highlights zu bieten. So sind wir in ein Animal Orphanage gegangen, indem verletzte Wildtiere aufgenommen werden, mit dem Ziel, sie irgendwann wieder in die Freiheit zu lassen, was natürlich häufig nicht allzu einfach ist. (Dort habe ich im Übrigen auch meinen 1. Leoparden zu Gesicht bekommen, der allerdings sehr einsam ist, aber auch noch nicht bereit für die Auswilderung 😦 ) Leider war das Wetter in Nanyuki nicht allzu sehr auf unserer Seite, sodass sich der Aufstieg auf den Mt Kenya als sehr schwierig gestaltet hätte, sodass ich dieses Vorhaben auf meinen nächsten Aufenthalt verschieben musste 😉 Aber auch in Nanyuki ließ das Gefühl vom „umgekehrten Kulturschock“ noch nicht so richtig nach – überall gab es „richtige“ Restaurants und alles wirkte irgendwie „zivilisierter“. Natürlich war mir von Anfang an bewusst, wie verrückt es klingt, von der Fortschrittlichkeit einer kenianischen Kleinstadt überwältigt zu sein (und im übrigen sehe ich mittlerweile das Land auch schon mit sehr anderen Augen), aber es war dann doch irgendwie was anderes.

In Nanyuki hatte ich außerdem das Glück, die Fuhara Foundation besuchen zu dürfen, ein ähnliches Projekt wie mein geliebtes Thakaneng, das sich um Straßenkinder, bzw generell benachteiligte Kinder kümmert. Es war sehr spannend, sich das Projekt, die Arbeit und die Räumlichkeiten anzusehen und ich finde die Arbeit der Organisation großartig (vor allem, weil alle Kinder so wohlerzogen schienen, keiner, der Drogen nimmt oder sonst wie aus der Reihe tanzt… also irgendwie doch ganz anders als Thakaneng 😀 ) Ich habe dort den Nachmittag verbracht, da es draußen sowieso in Strömen regnete. Am Abend habe ich dann noch durch Zufall bei einem Bier eine junge Kenianerin kennengelernt, die in den letzten Jahren einige Schicksalsschläge wegzustecken hatte, aber trotzdem eine unheimliche Stärke besaß, wie ich sie bei wenig europäischen Frauen gesehen habe. Dieser Abend hat mir wieder einmal gezeigt, warum ich viele afrikanische Frauen so bewundere.

Am nächsten Morgen ging es weiter nach Nyeri, wo wir den Tag über verbrachten, über Märkte schlenderten und das erste mal seit langem wieder in einem richtigen Supermarkt standen (was mich im übrigen auch irgendwie aus der Bahn geworfen hat, denn irgendwie passte dieser moderne, große Shop neben den ganzen Marktständen nicht ins Stadtbild). Hier wurde mir vor allem zum ersten Mal der extreme Kolonialstil Kenias so richtig bewusst, denn die Gebäude in Nyeri spiegelten dies noch richtig stark wieder. Auf dem Markt war ich sehr überrascht, überall Händler mit 2nd Hand Kleidung zu sehen, zumal es dabei auch viele Teile gab, die irgendwie nicht nach Kenia passten, wie Shirts mit Aufschriften a la „Diving in Thailand“ oder „Frankreich 2013 – Ich war dabei!“. Nachdem ich diese Marktstände gesehen habe, habe ich mich dann doch mal wieder vermehrt gefragt, was tatsächlich mit unseren Klamotten passiert, die wir in Deutschland in die – ach so tollen – Altkleidercontainer schmeißen.

Von Nyeri ging es in einer sehr anstrengenden, langen Nachtfahrt Richtung Ostküste, wo wir als erstes Malindi ansteuerten, wo ich überrascht wurde von unzähligen Italienern, die dort leben oder einfach nur Urlaub machen. Der „Italienerüberschuss“ scheint hier so stark zu sein, dass viele Einheimische sogar in den Schulen Italienisch lernen und man immer und überall mit „Ciao“ begrüßt wird. Hier wurde also das erste mal der Strand und das Meer genossen, was für mich als Insel natürlich ganz besonders schön war, denn es gibt ja kaum etwas besseres als Salz in den Haaren und eine steife Brise im Gesicht 🙂 Malindi ist auch generell ein wirklich süßer Ort, wenn auch etwas chaotisch, mit all seinen Tuk Tuk und Motorrädern, auf denen man mit bis zu 4 Leuten fährt – aber gut, das ist eben Kenia 🙂
 

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Südäthiopien – Traditionen auf der Spur

War ich doch am Anfang sehr enttäuscht, unsere ursprüngliche Route in Richtung Bahir Dar und Lalibela nicht einhalten zu können, waren die letzten Tage so erlebnisreich, dass ich sehr froh bin, den Weg gen Süden gewählt zu haben.

Von Addis sind wir nach Awassa gefahren, wobei die Fahrt dorthin ein absoluter Traum war, durch unzählige traditionelle äthiopische Dörfer, vorbei an unzähligen Eselkarren, die hier noch tatkräftig zum Einsatz kommen und endlosen Ziegen- und Kuhherden.  In Awassa haben wir den Tag am See in wunderbarer Landschaft verbracht, haben eine Bootstour unternommen, auf der wir Hippos beobachten konnten und haben uns abenteuerlustig in ein Straßencafé gesetzt und uns einfach mal auftischen lassen, was es dort gibt. Hat man häufig das Gefühl, als Weißer „über den Tisch gezogen zu werden“ und höhere Preise zu zahlen als die Einheimischen, waren wir in diesem Straßencafé positiv überrascht, als die 14-Jährige Zara, die dort neben uns saß, darauf bestanden hat, uns zum Essen einzuladen, was uns sehr unangenehm war, aber wir konnten sie nicht davon abbringen.
Die Unterkunft, die wir uns in Awassa gesucht hatten, hatte ein sehr angenehmes, raggaelastiges Ambiente, darüber hinaus hatte es vor allem sehr siffige Klos und kein fließend Wasser. Dafür war es günstig und direkt am See gelegen. (An dieser Stelle schon mal vorweg: es war im Grunde genommen die Unterkunft mit den besten sanitären Einrichtungen für eine ganze Weile…)


Nach nur einem Tag sind wir weiter gefahren in Richtung Arba Minch. Die Fahrt zu organisieren, gestaltete sich als schwieriger als erwartet, weil an der Busstation viele Fahrer meinten, mit uns das Geschäft ihres Lebens zu machen und uns eine private Fahrt aufschwatzen könnten. Da nahezu niemand Englisch sprach, war es also nicht allzu einfach, einen öffentlichen Bus zu finden, der uns an unser Ziel bringen konnte. Letztlich konnten wir aber auch das Hindernis bewältigen und sind sicher und zufrieden angekommen. Am Busbahnhof wurden wir gleich von unzähligen Taxifahrern belagert, die uns zu unserer Unterkunft bringen wollten. Eine Unterkunft hatten wir allerdings natürlich noch gar nicht, sodass wir uns erst einmal danach auf die Suche begeben mussten, um danach mit knurrenden Mägen in einem local Restaurant zu sitzen, wo wir glücklicherweise auf einen einheimischen Studenten trafen, der auch ein wenig Englisch konnte und uns so ein wenig mehr Tipps und Infos zu Arba Minch geben konnte. Er vermittelte uns auch noch an einen Freund , der Tourguide mit 10 Jahren Erfahrung ist (wobei man da wohl nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen sollte ;)), der uns anbot, eine sehr unkonventionelle Tour ins Omo-Tal zu unternehmen.

Am nächsten Tag sind wir mit besagtem Tourguide dann aber erst einmal nach Dorze gefahren, einem Bergdorf unweit von Arba Minch. In Dorze wird noch ein sehr traditionelles Leben gelebt und wir haben gesehen, wie die Leute leben, wie sie sich versorgen (Grundnahrungsmittel sind hier „False Bananas“), durften ihre lokalen Spezialitäten probieren, den Markt besuchen, Webern bei ihrer Arbeit zusehen und selbst versuchen, aus Baumwolle Garn zu spinnen. Darüber hinaus gab es jede Menge guten (und vor allem unverschämt günstigen!) Kaffee. Genauso wie der Besuch von Dorze für uns ein Highlight war, waren wir als Besucher für die Einheimischen ein Highlight, da wir glücklicherweise tatsächlich an einem Ort angekommen waren, wo Tourismus noch keine Rolle spielt, also man die Kultur so sehen und erleben darf, wie sie wirklich ist und nicht, wo sie gestellt wird, wie es ansonsten häufig der Fall ist.

Vollkommen überwältigt von den ganzen Eindrücken sind wir abends zurück in unsere Unterkunft gekommen und haben uns dazu entschieden, tatsächlich eine Tour ins Omo-Tal mit Asmawmaw zu wagen. Zwar mussten wir ihm dafür auch ein kleines Entgelt bezahlen, aber dafür versprach er uns, dass wir „die Wiege der Menschheit“ wirklich so unkonventionell sehen würden, wie es Touristen nicht häufig gelingen würde… wir waren also gespannt! Erstmal ging es aber noch darum, einen Abend in unserem Hotelzimmer zu überstehen, dass wir leider mit einer Menge Kakerlaken teilen durften. Leider nicht nur das Zimmer, in der ersten Nacht sogar das Bett; denn trotz unseres Moskito-Netzes hatte es einer unserer ungeladenen Gäste geschafft, Sabrina in ihrem Schlafsack einen Besuch abzustatten. Schön geht in jedem Fall anders, aber ich denke, in diesem Fall gibt es nur eine Sache zu tun: Augen zu und durch und sich immer wieder einreden, dass es halt Afrika ist.

Am Freitagmorgen ging es dann um 5 Uhr los, zunächst sind wir nur eine kurze Strecke bis nach Konso gefahren, wo wir bei Freunden von unserem Guide unsere großen Rucksäcke lagern konnten, um unsere Tage im Busch nur mit kleinem Gepäck bestreiten zu müssen. Nach einer kurzen Stärkung ging es dann weiter nach Jinka, was als „Tor zum Omo-Tal“ gilt. Da in Jinka aber erst samstags Markttag ist, sind wir direkt auf 2 Motorräder gesprungen (die hier als Taxis fungieren) und sind weiter ins Ari Dorf gefahren, wo wir bei Asmawmaws Familie die Nacht verbringen durften. Nach einer wilden Fahrt sind wir in Ari angekommen, wo wir bei unserer „Gastfamilie“ Kaffee frisch geröstet und danach weiterverarbeitet und genossen haben, danach sind wir dann durchs Dorf spaziert, haben gelernt, wie man Injera (Hauptnahrungsmittel in Äthiopien) herstellt, traditionelle Krüge töpfert, Schnaps brennt und Messer herstellt. Außerdem war die Landschaft ein Traum und wir haben uns sofort wohl und vor allem herzlich willkommen gefühlt. Später haben wir den Markt und eine Schule besucht, frisch hergestellten Honigwein getrunken und Kühe mit Bananenschalen gefüttert. Wir haben die Dorfälteste kennengelernt und im Fluss gebadet. Danach ging es zurück zu unserer Gastfamilie, wo wieder mal frisch gebrühter Kaffee und ein großzügiges Abendessen auf uns wartete. Nach einem ereignisreichen Tag und einem Abend am Feuer mit traditionellem Ari-Tanz und -Gesang und Sternegucken war es für uns an der Zeit, unsere Betten in der Hütte zu beziehen. Jedoch nicht, ohne vorher die sanitären Einrichtungen zu besuchen (von denen wir leider versäumt haben, ein Foto zu machen, aber man stelle sich folgendes vor: ein Loch im Boden, das mit ein paar Holzbalken, auf die man sich sich stellt, bedeckt ist und darüber ein kleines Strohdach)… Nachdem Sabrina nachts Besuch von Bettwanzen hatten (ja, die Arme bekommt tatsächlich alles ab), haben wir unser Lager für die Nacht unter den Sternenhimmel verlegt, wo es sich wesentlich angenehmer schlief.

Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück mit den Motorrädern wieder zurück nach Jinka, wo an diesem Samstag Markttag war. Der Markt wird von vielen unterschiedlichen Stämmen aus dem Tal besucht, sodass wir vor allem viele Menschen aus dem Mursi-Stamm gesehen haben. Zu dem Mursi-Stamm gehören die Leute, die sich mit Holztellern in Ohren und Lippen schmücken und damit ihre Stammeszugehörigkeit ausdrücken. Hatte man gerade von diesem Stamm schon viel gehört, war es doch irgendwie sehr befremdlich, die Menschen in echt zu sehen. Allerdings war es ein wenig schade, zu sehen, wie diese einmalige Kultur auch mittlerweile dem Kommerz zum Opfer gefallen ist. Viele der Mursi kamen zu uns, wollten mit uns Fotos machen um dafür Geld zu verlangen.
Um all die Eindrücke zu verarbeiten, sind wir dann auf den höchsten Punkt der Stadt marschiert, von wo aus wir einen einmaligen Blick auf das geschäftige Markttreiben hatten. Auf dem Markt werden im Übrigen alle nur erdenklichen Waren feilgeboten: von Holz (das die Frauen auf ihren Rücken oder Eseln dorthin schleppen) über Bananen und Avocados bis hin zu Tieren wie Eseln, Ziegen oder Kühen.

Da Jinka eine etwas größere Stadt war, haben wir hier den Samstagabend genutzt, um uns die „Partykultur“ der Einheimischen zu Gemüte zu führen, die mich teilweise stark an das Weggehen im Township erinnert hat. Im Übrigen werde ich mir Bilder und Beschreibungen der Klos in unserer Unterkunft in Jinka verkneifen – es ist für alle das beste 😀
Sonntagmorgen sind wir dann weiter nach Turmi gefahren, um dort die Dörfer das Hamar Volkes zu besuchen, wo an diesem Tag festliche Zeremonien stattfinden sollten, die wir besuchen konnten. Da es von Turmi aus noch ein Stück zum Dorf und auch zu unserem Zeltplatz war, ging es also wieder rauf auf die Motorräder und nach einer waghalsigen Fahrt, nach der wir von oben bis unten eingestaubt waren, kamen wir dann zumindest schon mal am Zeltplatz an, von wo es dann auch direkt weiter ins Hamar Dorf ging. Nachdem wir das letzte Stück zu Fuß zurückgelegt hatten, haben wir schon die Frauen des Stammes singen und tanzen gehört und nach kurzer Zeit entdeckten wir sie dann auch. Die Frauen des Stammes mit ihren mit Butter eingeschmierten und Erde eingefärbten Dreadlocks (die im Übrigen leider ganz schön stinken) und ihren Röcken aus Ziegenleder. An dem Tag sollte auf dem Berg des Dorfes noch das „Bulljumping“ stattfinden, wobei junge Männer, die am nächsten Tag heiraten, in einem Versuch über drei Bullen springen. Bevor diese Zeremonie allerdings begonnen hat, waren wir ein wenig überrascht, als wir uns das recht masochistische Auspeitschen der Mädchen und Frauen ansehen sollten. Das Verrückte dabei ist, dass es hierbei viel weniger von den Männern ausgeht als ich vermutet hätte. Die Mädchen sammeln sich die Äste selbst zusammen und prügeln sich tatsächlich darum, wer sich zuerst vor den „Whipper“ stellen darf, der sie dann peitscht. Mit dieser Tradition beweisen die Frauen des Stammes ihre Stärke und je doller die Narben auf dem Rücken, desto stärker die Frau. Nicht eine Miene haben sie dabei verzogen, sondern waren lediglich enttäuscht,. wenn der Hieb nicht fest genug war und haben dann den Whipper ausgelacht, dass er schwach sei, sodass er dann noch einmal ausgeholt hat. Erst wenn die Striemen auf dem Rücken geblutet hat, war es ein guter Hieb… Zwar war es sicherlich auf einer Seite interessant, sich so etwas anzuschauen, aber es ist für uns einfach eine völlig unverständliche Tradition, von der man den jungen Mädchen wahrscheinlich nur wünschen kann, irgendwann Abstand nehmen zu können. Wir fanden es demnach auch nicht angebracht, von diesem Spektakel Bilder zu machen und haben höchstens mal ein Foto gemacht, wenn die Mädchen stolz auf uns zukamen, um ihre blutigen Striemen zu präsentieren und dann darauf bestanden, dass wir das mit unsere Kamera festhalten. Nach einer Weile kam leider eine weitere Gruppe Touristen an, die gleich unverschämt ihre Kameras drauf gehalten und die jungen Mädchen wie Tiere im Zoo begafft haben. Da war uns dann die Lust vergangen und so sind wir zurück zu den Motorrädern gegangen um zum Bulljumping zu fahren. Die Fahrt dorthin war im Übrigen die schlimmste Fahrt meines Lebens und ich hatte kurzzeitig Angst um mein Leben und habe drei Kreuze gemacht, als wir auf dem Berg ankamen 😀 Dort wurden wir von den krassesten Gegensätzen dieser Tage überrascht: das traditionell gekleidete Hamar Volk, das mit ihren Maschinengewehren und Patronengürteln den Jumper anfeuern, über die Bullen zu springen.

Nach all diesen spannenden und zugleich befremdlichen Eindrücken sind wir später durch die unglaublich beeindruckende Landschaft zurück zum Campingplatz gefahren, wo wir am Lagerfeuer die Eindrücke versucht haben, zu verarbeiten, wobei das vermutlich noch eine ganze Weile dauern wird. Auch hier saßen wir mit einer Hamar Frau, die mir ebenfalls noch einmal vor Stolz ihre Narben gezeigt hat und mir ihre selbstgemachten Ketten geschenkt hat. Außerdem wollte sie am nächsten Tag noch eine Ziege für misch schlachten, was ich allerdings dankend abgelehnt habe.
Am nächsten Morgen ging es dann zum Frühstück zurück nach Turmi, wo wir dann noch über den Markt geschlendert sind, noch auf einen Mann aus dem Karo-Stamm gestoßen sind und ein paar Souvenirs gekauft haben. Dann ging leider das ziemlich lange Warten los, bis wir uns einen Transport organisieren konnten. Während des Wartens haben wir einem Hamar Mann versucht, Englisch beizubringen und eine Hamar Frau war endlos begeistert von Sabrinas Sonnencreme – und genau dies sind die Art von Begegnungen, auf die ich mich auf dieser Reise so sehr gefreut hatte.
Transport haben wir dann letztlich von einem LKW bekommen, wobei ich davon nicht allzu viel gehalten haben, denn bei einem Überholmanöver und einem Fast-Crash mit einem Motorradfahrer ist der LKW von der Straße abgekommen und für eine kurze Sekunde habe ich gedacht: Das war’s! Aber es ist eben, wie es ist: That’s Africa! 😀

Mittlerweile sind wir in Kenia angekommen und ich muss sagen,m dass ich von Äthiopien absolut begeistert bin. Ich liebe es, wie ursprünglich dieses Land noch ist, man sieht wenig „aufgezwungenen“ weißen Einfluss und irgendwie findet man hier noch so das „echte Afrika“, das man erwartet.

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Orientierungslos ins neue Jahr

FÜR FOTOS IST LEIDER DAS INTERNET ZU SCHLECHT 😀
Kurz vorweg: Ich bin großer Fan von Addis Abeba, Addis von mir offenbar eher weniger. Seit unserer Ankunft am Freitagabend hat im ersten Anlauf erstmal nichts geklappt, aber letztlich hat sich immer alles so entwickelt wie geplant. Aber dazu später mehr.
Nach einem langen, aber recht angenehmen Flug kamen wir Freitagabend in Addis an und haben uns – wider Erwarten – sehr problemlos unser Visum organisiert, die Einreise hatte also schon einmal geklappt. Begrüßt wurden wir mit den Worten „Happy New Year 2009“. Dass in Afrika die Uhren prinzipiell etwas langsamer ticken, ist ja nichts Neues mehr, aber in Äthiopien scheinen sie ganz besonders langsam zu ticken. Tatsächlich wird hier am 11. September Silvester gefeiert und die Zeitrechnung ist der unseren ein wenig hinterher. Nun gut, warum auch nicht!?
Allein am Flughafen und am Parkplatz dessen, sowie auf der Fahrt zu unserer ersten Unterkunft, überkam mich dieses wunderbare „Afrika-Gefühl“, das ich so sehr mag. Am ersten richtigen Tag haben wir uns dann dazu entschlossen, erst einmal unsere Gegend zu erkunden, wofür uns jemand aus unserem Guesthouse angeboten hatte, uns herumzuführen, wenn wir in 10 Minuten startklar wären. 9 Minuten standen wir geschniegelt und gestriegelt auf dem Hof, aber von unserem Guide keine Spur. Auch in den nächsten 40 Minuten ließ er sich nicht blicken  (African Time eben…), sodass wir dann doch auf eigene Faust loszogen und uns erst einmal etwas zum Frühstücken gesucht haben, wo ich dann auch meinen ersten äthiopischen (im Vorweg sehr hoch angepriesenen) Kaffee bekommen habe. Nachdem wir uns Bole angesehen hatten, wollten wir in Richtung des Mercato fahren (größter Markt Afrikas) und sind kurzerhand in ein Minitaxi gesprungen. Als wir dann ankamen, waren wir aber erst einmal ziemlich verloren, wussten nicht, in welche Richtung wir gehen sollten und irgendwie konnte uns auch niemand wirklich helfen. So sind wir etwas ziellos durch den knietiefen Matsch des Markets gestapft, vorbei an einer schier endlos breiten Masse an Waren, und mir spukte ständig nur ein Gedanke durch den Kopf „Ach Afrika, wie sehr hab ich dich vermisst.“ Die Rückfahrt gestaltete sich dann als recht schwierig, weil niemand so recht wusste, wo wir hinmussten – und wir ja am allerwenigsten 😀 Nach einer langen Taxifahrt und einem noch längeren Fußmarsch  (ohne Orientierung, Karte und Plan) kamen wir dann wieder in Bole an, haben uns was zu essen gesucht und sind auch endlich auf der Suche nach einer Handykarte erfolgreich gewesen.
Vom New Year’s Eve hat man am Abend dann überraschend wenig mitbekommen (die großen Partys standen offenbar in erster Linie in den 5*-Hotels der Stadt an, wonach uns nicht so richtig der Sinn stand), bis auf ein wenig Feuerwerk und ein paar stark bewaffnete Soldaten.
Am nächsten Tag haben wir erstmal unsere Unterkunft gewechselt und hatten uns dann überlegt, auf den Entoto Mountain zu fahren, dort das Museum der St Mary’s Church und den  Palast des Gründers von Addis zu besichtigen, sowie die Aussicht auf die Stadt zu genießen. „Zufällig“ haben wir dann einen Einheimischen getroffen, der uns die Fahrt hoch organisiert und erklärt hat. Allerdings fing es in dem Moment, als wir uns auf den Weg machten, ganz entsetzlich an zu regnen, sodass uns ziemliche Wassermassen entgegen kamen, aber unser Fahrer meinte, es sei kein Problem. Zu einem Problem  wurde es dann aber natürlich doch, als kurz vorm Ziel das Auto komplett den Geist aufgab. Lachend und ziemlich gelassen (trotz Regen) sind wir dann den Rest des Weges zur Kirche gegangen und wieder einmal dachte ich mir nur, dass ich mal wieder geradewegs in eine „typisch afrikanische“ Situation hinein katapultiert wurde. Da wir nicht recht wussten, wie wir von der Kirche zum Palace kommen sollten (der, wie sich später herausstellte, direkt dahinter befindet), sind wir erst einmal zurück zum Auto, bzw zu dem, was davon übrig war, zurückgegangen, um der Kälte und Nässe zu entkommen. Alle Einheimischen, die an uns vorbei liefen (im übrigen in ihren ganz entzückend schönen traditionellen Kleidungen), wünschten uns alle lachend ein „Happy New Year“ oder fälschlicherweise auch gerne mal „Happy Birthday“!
Ein zweites Auto befand sich angeblich auf dem Weg, und nach einiger Zeit des Wartens kam es dann auch, die Batterie wurde ausgewechselt und wir konnten doch noch den Rest der Besichtigungspunkte ansteuern. Mittlerweile hatte es auch aufgehört zu regnen, es war aufgeklart und alles strahlte in einem ganz anderen Licht, so bspw.auch der Markt Shromeda, den man auf dem Mount Entoto findet.
Letztlich konnten wir dann auch noch einen wunderbaren Blick auf Addis genießen! Und zur Entschädigung, dass alles so chaotisch verlief, lud Leo (der uns bei der Organisation der Fahrt geholfen hatte) uns zu sich nach Haus ein, um den Feiertag zu zelebrieren.
Am Montagmorgen machten wir uns früh auf zur Botschaft Kenias, um unser Visum für die Weiterreise zu beantragen. Die Hälfte der Leute, die wir gefragt hatten, hatte uns gewarnt, dass die Botschaft geschlossen sein würde auf Grund eines muslimischen Feiertages, aber sowohl Google als auch die andere Hälfte unserer Informanten sagte, es sei kein Problem, die Botschaft habe geöffnet. Dass allerdings die erste Hälfte Recht behalten sollte, wurde uns dann bewusst, als wir Montagmorgen vor verschlossenen Türen saßen. Ohne Visum im Pass haben wir dann das National Museum (und Lucy!), sowie die Holy Trinity Church besucht und haben uns entschieden, jetzt trotzdem weiterzureisen. Unsere ursprüngliche Reiseroute über Bahir Dar in Richtung Lalibela mussten wir leider auf Grund von Unruhen, Demonstrationen und Straßenblockaden ändern, sodass wir nun auf dem Weg in Richtung Süden des Landes sind, um dort letztlich das Omo-Tal und die Wiege der Menschheit zu besuchen.
Fun Facts über Addis:
-Wie viel eine Fahrt im Minitaxi kostet, wissen wir immer noch nicht, da wir jedes Mal einen anderen Betrag gezahlt haben
-Die Stadt ist  (vor allem im direkten Vergleich zu Südafrika) erstaunlich sicher, sodass man auch im Dunkeln sich problemlos bewegen kann
-Ich bin mir fast sicher, dass dies nicht der letzte Besuch in dieser beeindruckenden Stadt war 🙂
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